Kristallklares blaues Wasser, surfbare Wellen, weißer Sandstrand und maritimes Klima. Dabei reden wir nicht von der Côte d’Azur oder Hawaii, sondern von der Grafschaft Dorset in Südengland. Bournemouth, Poole und Co. haben sich in den letzten Jahren von einer Rentnerruhestätte zu echten Touristenhotspots für Sprachschüler, Surfbegeisterte und Urlauber entwickelt.
Für uns ist die Region Dorset nicht nur eines unsere Lieblingsreiseziele, sondern auch die Heimat von Neeles Verwandten. Es gibt also immer wieder Gründe für Kurztrips in den Süden von England.
Los geht es in Weymouth und der Region rund um Portland
Bei unserem Südengland Minitrip ist Neeles zweite Heimat Weymouth der Startpunkt für die verschiedenen Ausflüge in die Umgebung.
Weymouth ist eine kleine Seestadt. Bei der du selbst von manchen Einheimischen gefragt wirst „Was willst du denn da?!“ Aber wir finden es schön dort. Zugegeben, die Innenstadt hat tatsächlich nicht so viel zu bieten. Viele Läden sind entweder billig Läden oder haben geschlossen. Dafür machen der Strand, der Hafen und die Umgebung sehr viel wett.
Weymouth ist eine der wenigen Städte an der englischen Südküste, die einen richtigen Sandstrand hat. Ansonsten ist die Südküste vor allem von Steilküsten oder Kiesstränden geprägt.
Ausflug nach Abbotsbury und West Bay
Direkt vor der Haustür liegen die Halbinsel Portland und einige andere Sehenswürdigkeiten der Jurassic Coast. In Richtung Osten zur Durdle Door und Lulworth Cove. Beides ist von Weymouth aus gut mit dem Auto zu erreichen.
In Richtung Westen kannst du die verschlafenen Orte Abbotsbury und West Bay besuchen.
Abbotsbury an sich besteht nur aus einer einzigen Straße mit ein oder zwei Seitenstraßen. Aber das Durchfahren durch das kleine Dorf fasziniert uns jedes Mal aufs Neue. Die meisten kleinen Häuser sind mit einem einheitlichen Stein gemauert. Die vielen Blumen vor den Häusern auch den wirklichen winzigen Bürgersteigen geben dem Dorf einen besonderen Charme. Genau so, wie man sich ein kleines, typisch englisches Dorf vorstellt.
Ganz in der Nähe der Stadt findest du das Abbotsbury Castle. Die Wallanlage wurde in der Eisenzeit als Teil eines Vier Hektar großen Verteidigungsareals erbaut. Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Nähe des kleinen Dorfes ist die St Catherine’s Chapel. Die kleine Kirche steht mitten auf einen grasbewachsenen Hügel und lädt zu einem Spaziergang in der Gegend ein.
Weshalb wir aber wirklich häufig nach Abbotsbury fahren ist der Strand. Ein reiner Steinstrand, Na ja eher Steindünen. Hier kannst du dir eine Kuhle in den Kies buddeln, dich hinlegen und zugucken wie die riesigen Wellen an die Küste schlagen. Baden kannst du hier leider nicht, da der Meeresgrund kurz hinter der Wasserkante erheblich absinkt. Dort herrschen sehr starke Strömungen, was das Baden lebensgefährlich macht und daher verboten ist. Die Bedingungen sind jedoch perfekt für das Brandungsangeln. Entlang des Strandes stehen meist viele Angler und versuchen so viele Makrelen aus dem Wasser zu fischen wie es geht.
Im Gegensatz zu Abbotsbury tobt in West Bay geradezu das Leben. Hier ist der Tourismus bereits eingezogen, trotzdem gewinnt das Dorf mehr und mehr an Charme. Auf beiden Seiten kannst du die Steilküsten bei einem gemütlichen Spaziergang erklimmen, im Stadtzentrum leckere Pasties essen oder im Hafenbecken Krebse fangen. Tatsächlich ist das Krebsefangen die Attraktion für kleine Kinder.
Südenglands beste Fish and Chips in Weymouth
Neele verbindet mit Weymouth eine Menge Kindheitserinnerungen.
Ein absolutes Muss bei jedem Besuch ist daher der Fish and Chips Abend. Ein Ritual, in das ich bei unserem ersten Familienbesuch auf der Insel eingeweiht wurde. Der Ablauf geht wie folgt:
- Hol dir eine Portion original englische Fish and Chips im Marlboro zum Mitnehmen.
- Geh nach nebenan in eine der Bars an der Straße Custom House Quay und besorge Bier oder einen Cider.
- Das Bier nimmst du mit raus und setzt dich mit den Fish and Chips an die Kaimauer und genießt den Abend.
- Mit etwas Glück spielt noch eine gute Band in einer der Bars und du bekommst durch die offene Tür ein Live Konzert mit.
- Besser geht nicht!
Das Marlboro Restaurant wurde schon etliche Male als eines der besten Fish and Chips Restaurants Englands und Dorsets ausgezeichnet. Die Aussicht von der Kaimauer über den Hafen von Weymouth und die Musik aus den Bars machen diesen Ort zu einem besonderen Erlebnis.
Eigentlich ist das dortige Sitzen nicht mehr erwünscht, aber es sagt auch keiner etwas, solange nicht mitten auf der Straße gestanden wird. Für uns war es ein herrlicher Abend, da besteht auf jeden Fall Suchtgefahr!
Noch ein wichtiger Tipp: Achtung tiefliegende und klaufreudige Möwen! Bitte füttere die Möwen nicht, denn dadurch sind sie in den letzten Jahren immer aggressiver geworden. Das muss nicht sein, wird aber leider immer wieder von Touristen unterstützt ignoriert.
Entdeckungstour entlang der Jurassic Coast
Die Jurassic Coast ist eine 150 Kilometer lange Steilküste mit atemberaubenden Steinformationen und Klippen. Dieser Teil der Küste von Südengland besteht zu großen Teilen aus Sandstein und Kreidefelsen. Daher ist es an vielen Stellen sehr gefährlich, immer wieder brechen Teile der Felsen ab und stürzen ins Meer. Es mussten schon ganze Dörfer umgesiedelt werden, nachdem die ersten Häuser mit in den Abgrund gerutscht sind. Die Natur und die Sehenswürdigkeiten des Weltnaturerbes gehören auf jeden Fall zu unseren Lieblingsregionen in Europa.
Ein Ausflug nach Portland – Pulpit Rock und Portland Bill Lighthouse
Immer einen Ausflug wert ist die Halbinsel Portland südlich von Weymouth. Diese gehört unter anderem zur Jurassic Coast, welche seit 2001 UNESCO Weltkulturerbe ist.
Die ehemalige Insel wurde über eine aufgeschüttete Landbrücke mit dem Festland verbunden und ist seitdem nur noch eine Halbinsel. Zur Halbinsel kommst du von Weymouth aus, über die Portland Beach Road.
Die Sehenswürdigkeiten schlecht hin ist der Pulpit Rock an der Südspitze. Ein riesiger Felsbrocken, der aus dem Wasser ragt und nur noch durch einen angelehnten Felsen mit dem Land verbunden ist.
Vor der Insel treffen mehrere Strömungen aufeinander, wodurch das Meer immer unruhig ist. Das blaue Wasser schlägt mit riesigen Wellen auf die Felsenküste und sorgt bei schönem Wetter für eine traumhafte Kulisse. Jeder Gedanke an ein tristes graues England mit verregneten Tagen vergeht uns an diesem Ort.
Neeles ganz persönliches Highlight: Portland bei Sturm besuchen. Denn dann wird das Wasser erst so richtig wild und die meterhohen Wellen rollen gegen die Steilküste. Achtung nass!
Du kannst die Halbinsel komplett mit dem Auto überqueren und in der Nähe der Küste parken. Von dort aus siehst du schon das Portland Bill Lighthouse. Der Leuchtturm ist eines der Wahrzeichen und hilft den Schiffen die gefährliche Felsenküste zu umschiffen.
Geheimtipp: Dorset Cream Tea im White Stones Café
Neben dem typisch englischen Fish and Chips gibt es besonders in Südengland den Klassiker Dorset Cream Tea. Traditionell gibt es dann Scones, ein süßes Gebäck, mit Clotted Cream, einem Mascarpone ähnlichen Rahm und dazu meist Erdbeerkonfitüre. Neeles Familie ist gespalten beim Thema English Cream Tea. Umso gespannter waren sie, wie es mir wohl schmecken würde. Und ich muss ehrlich sagen, an mir muss ein Engländer hängen geblieben sein, denn: English Cream Tea ist der Hammer!
Selbst Neele musste zugeben: die Scones im White Stone ohne Fruits waren sehr lecker. Fruits sind in diesem Fall Orangeade und Zitronade.
Auch eine gute Auswahl an Sandwiches – von Neele getestet – gibt es in dem kleinen Café zu jeder Uhrzeit. Am Nachmittag ist der Cream Tea aber die bessere Wahl.
Wenn du diese Spezialität auch mal ausprobieren möchtest, ist das White Stones Café auf der Halbinsel Portland der richtige Ort dafür. Das kleine Café sieht von außen relativ unscheinbar aus. Innen überrascht es aber mit maritimer Einrichtung und einem gemütlichen Garten im Innenhof.
Das White Stones findest du in der Easton Street 13 auf Portland. Geöffnet hat das Café von 9 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen bis 14.30 Uhr.
Church Ope Cove
Wenn du während deine England Reise etwas Abgelegenheit und Ruhe suchst, bist du an der Chruch Ope Cove genau richtig. Diese kleine abgelegene Strand besteht aus schneeweißen Kieselsteinen und liegt an der Ostseite von Portland. Auf dem Weg zu diesem ruhigen Strand kommst du an den Ruinen des Rufus Castle vorbei.
Jurassic Coast: Durdle Door und Lulworth Cove
Steinformation mit Traumstrand – Durdle Door
Eine der bekanntesten Formationen der Felsenküste ist die bekannte Durdle Door. Der Steinbogen wurde durch jahrhundertelange Erosion erschaffen und ist nur zu Fuß zu erreichen. Ein wirklich beeindruckender Anblick sowohl vom Strand, als auch von der Steilküste aus, bevor du dich die rutschigen Stufen runter wagst.
Als Neele noch klein war, war Durdle Door lange nicht so überlaufen, wie heute. In den Sommermonaten stapeln sich hier leider mittlerweile die Touristen.
Unser Tipp: Anfang Herbst bzw. im Frühling kannst du an der Südküste richtige schöne Wochen erleben. Zu der Zeit sind weniger Touristen da und du kannst den Ort mehr genießen.
Gerade im Herbst, wenn das Meer noch aufgewärmt ist, kannst du hier an warmen Tagen baden gehen. Typisch für diesen Teil der Südküste ist, dass der Strand nicht langsam ins Wasser führt, sondern der Grund nach 2-3 Metern im Meer sehr tief wird. Wenn du möchtest kannst du auch durch den schönen Torbogen schwimmen. An die Steinstrände an der Küste musst du dich allerdings gewöhnen. Trotz allem ist das türkisfarbene Wasser glasklar, sodass du Steine am Grund noch erahnen kannst.
Bunter Steinstrand am Lulworth Cove
Vom Ausgangspunkt zur Durdle Door kommst du dann über einen Wanderweg entlang der Steilküste Richtung Osten zur Lulworth Cove, eine Bucht mit kristallklarem und blauem Wasser. Selbst im Februar ankern dort die Yachten der Reichen und Schönen aus Poole.
Du solltest dich nicht gerade mit den täglich tausenden Touristen im Sommer hier hin verirren. Denn auch wenn du ein sonniges Wochenende in der Nebensaison erwischst, ist es der perfekte Wochenendausflug.
Rund um den Parkplatz an der Lulworth Cove gibt es alles, was das Touri Herz begehrt und die Kassen der Einheimischen klingeln lässt. Souvenirs, Eis, Fossilien, uuuuund Fish and Chips. Den Fish and Chips solltest du nach dem langen Marsch zu Fuß auf jeden Fall nachgeben.
Unser Fazit: Es lohnt sich! Also nicht nur die Fish and Chips, sondern der ganze Tag.
Zum Schluss noch ein paar der Tipps für dich, wie du dort hinkommst.
Wenn du deinen Ausflug von Weymouth aus startest, brauchst du eine halbe Stunde mit dem Auto bis West Lulworth. Wenn du nicht selber fahren möchtest kannst du eine der vielen Touren bei einem Veranstalter buchen. Diese Touren führen meist entlang der Jurassic Coast und beinhalten Durdle Door und Lulworth Cove.
Eine Übersicht über die Anbieter solcher Touren findest du bei We are Weymouth.
Alternativ kannst du von Bournemouth aus entweder eine lange Tagestour buchen oder die Tour zur Durdle Door mit einem Marsch zur Lulworth Cove. Beides kannst du bei Discover Dorset Tours buchen (Durdle Door & Lulworth Cove: 20£ als Student oder Schüler und 22£ für Erwachsene)
(Jurassic Coast Experience: 33£ als Student oder Schüler und 38£ fur Erwachsene)
Beide Sehenswürdigkeiten platzen im Sommer vor Touristen also ist unser Tipp: Besuche Südengland während der Nebensaison im Frühling oder Herbst. Dann heißt es aber auch: Regenjacke nicht vergessen!
Beachy Head Klippe – Ein aussichtsloser Ausflug
Eine weiteres sehenswertes Ausflugsziel ist der Beachy Head. Er ist auch ein Teil der südenglischen Jurassic Coast und die höchste Klippe der Felsenküste. 162 Meter in Richtung Abgrund geht es von dort aus. Neben der Gefahr, die an den brüchigen Kalkfelsen herrscht, hast du von dort aus einen beeindruckenden Ausblick über die Seven Sisters. Eine Felsenformation aus sieben Hügeln entlang der Küste.
Bei unserem Besuch vom Beach Head war der Nebel leider so stark, dass wir absolut gar nichts sehen konnten außer weißer Suppe. Kein Leuchtturm, kein Meer und keine Seven Sisters… Vielleicht klappt’s beim nächsten Mal…
Die hohen Klippen haben auch leider eine dunkle Seite. Beachy Head ist einer der Orte mit der höchsten Selbstmordrate in ganz England. Bevor man vom Parkplatz aus in Richtung der Klippen läuft, steht dort ein Schild, das nicht nur vor der Gefahr warnt, sondern auch Hilfe für die verzweifelten Menschen bietet. Eine Telefonnummer zu einer Seelsorge Hotline soll als letzter Versuch helfen.
Ausflug nach Brighton
Brighton ist das größte Seebad entlang der Küste von Südengland. Es bietet Möglichkeiten zum Shoppen, zum Besichtigen und am wichtigsten, zum am Strand liegen.
Der Strand in Brighton ist, wie für die dortige Küste üblich, ein reiner Steinstrand. Entweder bist du nicht so empfindlich an den Füßen oder du bringst dir am besten Schuhe mit, damit du schmerzfrei zum Wasser kommst.
Welche Sehenswürdigkeiten lohnen sich in Brighton?
Der Royal Pavilion ist ein nach indischem Vorbild errichtetes Bauwerk. Er steht heute sehr Zentral und ist somit gut zu Fuß zu erreichen. Das einst royale Gebäude wurde für knappe 250.000 Pfund an die Stadt Brighton verkauft und heute kannst du Führungen buchen oder den Park Drumherum genießen.
In der Nähe des Royal Pavillion liegt die Altstadt Brightons. Diese haben wir durch Zufall beim Herumschlendern entdeckt. Bekannt ist die Altstadt für The Lanes. Das sind mehrere kleine schmale Gassen entlang derer sich ebenso kleine Läden, Boutiquen, Cafés und Restaurants angesiedelt haben. Leider mit teuren, touristischen Preisen. Dort entlang schlendern können wir trotzdem nur empfehlen.
Zurück zum Meer: Als wir in Brighton waren, war der British Airways i360 noch im Bau. Direkt am Strand bietet der 2016 eröffnete Aussichtsturm seither einen 360 Grad Blick über Brighton und die Küste. Bei gutem Wetter kannst du angeblich bis zu den Seven Sisters gucken.
Östlich von Brighton liegt ein etwas anderer Stadtteil: Brighton Marina. Das Besondere: Der Stadtteil wurde komplett künstlich auf dem Meer gebaut. Sofern du länger in Brighton bist, kannst du dort vorbei schauen. Solltest du jedoch nur einen Tag in der Stadt sein, empfehlen wir dir eher die Innenstadt mit Altstadt und dem Strand.
Wo essen in Brighton?
Italienisch im Casalingo
Bei unseren Kurztrip nach Brighton waren wir bei Casalingo. Der kleine, gemütlich eingerichtete Italiener war super lecker. Er liegt ein wenig außerhalb der Innenstadt, ist aber trotzdem gut in 10-15 Minuten zu Fuß zu erreichen.
Von außen wirkt er ein wenig schäbig, aber hier haben wir eines unserer besten Risottos gegessen. Also wenn du eine Pause vom Fish n Chips brauchst, guck doch dort mal vorbei!
Standbuden entlang der Strandpromenade
Als wir im Sommer in Brighton waren, gab es entlang der Promenade viele kleine Buden für einen Snack zwischendurch. Viele hatten Fisch im Angebot. Vor allem Austern für einen Pfund. Haben wir uns getraut die zu essen? Nö, wir können uns einfach nicht vorstellen, dass uns Austern schmecken.
Das waren also unsere gesammelten Erfahrungen von der Südküste Englands. Ein eine traumhafte Region ein Europa mit viel Natur und interessanten Sehenswürdigkeiten.
Bislang haben wir noch keinen wirklichen Roadtrip in England gemacht. Wir kennen nur Ausschnitte der Südküste, aber was wir kennen, lieben wir.
Wir werden mehr kennenlernen und da meinen wir nicht nur die Jurassic Coast, sondern zum Beispiel auch Cornwall.
Erstmal werden wir wohl nicht gemeinsam die Straßen von England unsicher machen, aber es wird kommen. Und wir werden davon berichten.
Was sind deine Geheimtipps in der Gegend? An welchen Spots bist du am liebsten und lässt die Seele baumeln? Egal, ob Touri-Hotspot oder einsamer Strand.