Über 10.000 Kilometer, unser erstes gemeinsames Zuhause und eine unvergleichbar schöne Natur. Neuseeland hat uns so häufig einfach nur umgehauen und völlig fertig gemacht.
Hi, is the Van still available? Auf einmal meldetet sich mein Handy fast minütlich und eine Anfrage nach der nächsten überrollte uns quasi. Zu Beginn haben wir versucht Harry mit einem ähnlichen Preis wie unseren Kaufpreis zu verkaufen und bekamen nicht eine Anfrage. Nach der einen oder anderen schlaflosen Nacht haben wir dann kurz vor Auckland entschieden den Preis fast zu halbieren und gleich zu Beginn mit unserem Getriebeproblem ehrlich zu sein.
Und Zack! Eine Anfrage nach der nächsten, keiner wollte sich dieses „Schnäppchen“ entgehen lassen.
Wir haben also mit einigen verhandelt und versucht passende Termine zu finden, um Harry vorzustellen. Und dann funkte es zwischen uns und einem anderen Paar aus Irland. Der Treffpunkt lag passend auf unserer Route in Richtung Cape Reinga dem nördlichsten Punkt Neuseelands und zeitlich kam uns das Treffen auch ziemlich gelegen.
Voller Vorfreude und Spannung, wie das Verkaufsgespräch wohl so laufen würde, haben wir uns von Auckland aus auf den Weg gemacht in Richtung Norden gemacht und uns mit den beiden am Strand getroffen. Wo auch sonst, wenn man schon die Möglichkeit dazu hat.
Eine Stunde später war Harry verkauft
Harry musste nur noch durch den neuseeländischen WOF (TÜV) kommen und dann beginnt seine Reise durch Neuseeland von vorne. Und auf einmal waren wir unter Zeitdruck. Eigentlich wollte wir uns die letzten Tage für die Region nördlich von Auckland Zeit nehmen und uns dann um den Verkauf kümmern, falls kein Angebot rein kommt. Da es aber so komplett anders gelaufen ist, musst wir auf einmal planen. Das war ja mal gar nicht unser Ding. vorher sind wir einfach immer drauf los gefahren, haben dort übernachtet, wo wir Lust hatten und sind nächsten Tag wieder planlos drauf los gedüst.
Jetzt hatten vier Tage Zeit für die schönste Region der ganzen Nordinsel
Es stand noch einiges auf unserer „To See“ Liste für die Region Northland. Hier gibt es einen Eco Campingplatz auf einer kleinen Halbinsel, auf dem wir mit viel Ausdauer und etwas Glück doch noch einen Kiwi gesehen haben. Eine Menge schöner Strände, natürlich das bekannte Cape Reinga und die riesigen Te Puki Sanddünen. Ein ganz schön straffer Zeitplan.
Mission Kiwi gucken
Der erste Stop war der Aroha Island Eco Park. Auf der kleinen Halbinsel gibt es einen Campingplatz und ein Eco Centre, das sich um den Schutz des Kiwi Vogels kümmert. Da wir auf der Kiwi bevölkerten Stewart Island keinen der seltenen Tiere zu Gesicht bekommen haben, war dies unsere letzte Chance doch noch einen zu entdecken.
Fast zwei Stunden sind wir nach Einbruch der Dunkelheit durch den Wald getapert und haben unsere Rotlichtlampen (Kiwis nehmen rotes Licht nicht wahr) auf alles gerichtet, was im Gebüsch geraschelt hat. Immer wieder hörten wir das leise tapsen über die trockenen Blätter im Gebüsch aber raus kommen wollte keiner der beiden auf der Insel lebenden Kiwis. Ich hatte schon resigniert aufgegeben, als Neele auf einmal wie versteinert stehen bleibt und fasziniert ins Gebüsch starrt.
Und endlich hatten wir Glück: Ein Kiwi Po guckt zwischen den Büscher hervor und der dazugehörige Kopf bemerkt uns zum Glück nicht. Wie gebannt beobachten wir den seltenen Vogel ohne Flügel und Glücksgefühle durchfluten uns. Neuseeland ist einfach besonders.
Durch die Bay of Islands zum schönsten Strand unserer bisherigen Reise
Am nächsten Morgen sind wir wieder in Richtung Norden aufgebrochen, denn das Cape Reinga wartete auf uns. Einem Tipp folgend, haben wir noch vorher einen Abstecher zu Maitai Bay gemacht.
Das Bild sagt mehr als Worte, warum wir hier spontan unsere Mittagspause gemacht haben und auf einmal zwei Stunden um waren. Hier wollten wir gar nicht mehr wieder weg. Wenn wir nicht die Zeit im Rücken gehabt hätten, wären wir mindestens eine Nacht hier geblieben.
Am Cape Reinga waren wir auf einmal überraschend alleine
Wie wir das von so einigen bekannten Orten in Neuseeland kannten, erwarteten wir am Cape Reinga Busladungen voller Touristen und Schlange stehen für ein Bild vor dem Leuchtturm.
Umso überraschter waren wir, als wir nur eine handvoll Autos auf dem Parkplatz antrafen und kaum Menschen rund um den Leuchtturm zu sehen waren. Unser Ausflug zur Maitai Bay hatte einen positiven Effekt. Wir waren so spät nachmittags am nördlichsten Punkt Neuseelands, dass die Massen schon weiter gezogen waren. So hatten wir diesen schönen Ort fast für uns alleine.
Leider war es dann zu spät, um uns die Te Puki Sanddünen lange anzusehen
Da es am Cape Reinga nur wenige und wenn teure Übernachtungsmöglichkeiten, gibt mussten wir an dem Nachmittag noch weitere 120 Kilometer bis nach Ahipara fahren. Auf dem Weg blieb dann nur noch Zeit für einen kurzen Fotostop an den riesigen Sanddünen.
In Ahipara hatten wir dann einmal viel Spaß im Sand und ein mal gar keinen
Am nächsten Morgen sind wir einem Tipp von einem Neuseeländer gefolgt und waren an den Ahipara Sanddünen sandboarden. Hier verirren sich im Gegensatz zu den Te Puki Dünen kaum Ortsfremde hin und wir hatten die ganze Düne für uns alleine.
Nachdem Spaß im Sand kam leider der unschöne Teil des Tages. Wir wollten uns nach einigem Überlegen den 90 Mile Beach nicht entgehen lassen. Der Strand erstreckt sich über 88 Kilometer entlang der Westküste der Aupōuri Halbinsel und ist komplett mit dem Auto befahrbar. Der Weg auf den Strand war ohne Probleme mit Harry zu meistern und auf dem festen Sand konnten wir tatsächlich mit unserem Van am Strand entlang fahren. Leider endete die Abfahrt vom Strand im lockeren Dünensand und Harry steckte fest.
Einmal mehr waren wir für die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Neuseeländer dankbar. Nach einigen verzweifelten Momenten, freibuddelversuchen und Ratlosigkeit, kam ein Lkw die Düne hoch gefahren und die beiden Fahrer erkannten sofort unsere Lage. Keine fünf Minuten später hing Harry am Abschleppseil und die beiden zogen uns mühelos auf die Straße. „Eigentlich wollten wir nur mal kurz gucken wie der Strand so aussieht“ Das war die Aussage der beiden, die unsere Rettung war.
Zurück nach Orewa für die letzten Nächte mit Harry
Eine halbe Stunde nördlich haben wir dann unsere letzten Tage vor der Abgabe des Vans in Orewa verbracht und versucht alles wieder in unsere Rucksäcke zu bekommen. Irgendwie müssen sich unsere Klamotten heimlich vervielfacht haben. Daran, dass unsere Rucksäcke so voll waren, können wir uns gar nicht erinnern.
Und dann war es so weit. Unser Zuhause für fast vier Monate, die erste gemeinsame „Wohnung“ und treuer Begleiter auf über 10.000 Kilometern quer durch Neuseeland fand seine neuen Besitzer.
Next Stop: Australien!!
Jetzt sind wir für zweieinhalb Monate in Down Under. Auf dem Plan stehen Melbourne, die Westküste und Sydney. Die Vorfreude und Lust auf den nächsten Roadtrip war schon in Neuseeland riesig und wird gerade mit jedem Tag bestätigt.
Ungefiltert, einfach frei heraus unsere Reisetagebücher
- Tag 131 bis 141 – Neuseeland du hast uns eine unglaubliche Zeit beschert
- Tag 109 bis 130 – Viele Kilometer und viele Vulkane auf der Nordinsel
- Tag 97 bis 108: Die letzten Tage auf der Südinsel
- Tag 85 bis 91: Aoraki / Mount Cook Nationalpark
- Tag 83 – Weihnachten in Neuseeland auf dem Roys Peak